Fashion Guide – Accessoires im 13. Jahrhundert

Beutel, Gürtel, Schmuck und mehr

Unser heutiger Blogpost ist eine Zusammenfassung unserer Accessoires Themenwoche auf Facebook. Hier stellen wir ganz unterschiedliche Accessoires des 13. Jahrhunderts dar, denn die Details sind erst das Salz in der Suppe der historischen Darstellung.

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Beutel und Taschen

 

 

 

Oft wird gefragt, worin der mittelalterliche Mensch denn seine persönlichen Gegenstände mit sich getragen hat. Auf Mittelaltermärkten sieht man oft so praktische Gürteltaschen, die gerade die richtige Größe haben, um sein Portemonnaie, Handy, die Autoschlüssel und eine Schachtel Zigaretten darin mitzutragen. Der Mensch im 13. Jahrhundert besaß all diese Dinge allerdings nicht.

Was hätte er also anstatt dessen in seinen Taschen transportieren können? Ein paar Münzen natürlich, gegebenenfalls einen Schlüssel. Aber das war es auch schon. Wir sehen also, große und/oder viele Gürteltaschen brauchte man im 13. Jahrhundert noch nicht. Dementsprechend waren die Beutelchen für die benötigten Gegenstände auch eher klein.
Musste man doch einmal etwas großes transportieren, wie zum Beispiel den Einkauf oder Ähnliches, trug man diese Dinge natürlich nicht am Gürtel, sondern in einem Korb oder auf einem Karren.

Aber wie sahen die Beutel im 13. Jahrhundert nun aus? Einfache Lederbeutel finden sich immer wieder in den Fundkomplexen im gesamten Mittelalter. Ein prominentes Beispiel sind die Lederfunde aus Schleswig. Hier gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Beutelchen und Futteralen, welche für den alltäglichen Gebrauch verwendet wurden.

Für die feine Dame musste natürlich eine etwas luxuriösere Variante her. Sogenannte Almosen- und/oder Reliquienbeutel waren ein Statussymbol. Sie waren flächig mit feiner Seide bestickt und oft mit Quasten verziert. Almosen- und Reliquienbeutel unterscheiden sich kaum in der Form, ein Almosenbeutel ist in der Regel etwas in dem man Almosen (also Geld) mitträgt, welche man dann z.B. nach dem Kirchgang an die Armen verteilen kann. Ein Reliquienbeutel beinhaltet eine Reliquie, zum Beispiel ein Stück Knochen oder ein paar Haare von einem oder einer (angeblichen) Heiligen.
Übrigens: Entgegen der in der Szene häufig verbreiteten Machart wurden für die Kordel keine Nestellöcher genäht. Die Kordel mit der der Beutel verschlossen wird, wird einfach mit einer dicken Nadel durch den Stoff gezogen.

Weitere Infos zum Reliquienbeutel findet ihr hier.

Weitere Infos zum Lederbeutel (und eine Anleitung wie er gemacht wird) findet ihr hier.

Gürtel

 

 

 

Die Gürtel im 13. Jahrhundert waren überwiegend recht schmal. Die meisten erhaltenen Riemen in Fundkomplexen weisen eine Breite zwischen zwei und drei Zentimetern auf, es gibt aber auch (seltener) Breiten bis zu 5 Zentimetern oder von nur 1,2 Zentimetern.

Die hier gezeigten Schnallen, Beschläge und Riemenenden sind alle aus Messing, allerdings gab es auch Luxusvarianten aus Silber oder vergoldetem Silber und Ähnliches. Die hier gezeigten Formen sind typisch für das 13. Jahrhundert. Die Schnallen sind meist rund und weisen als Abschluss einen „Perlstab“ auf. Diese Form der Schnallen lässt sich sowohl bei verschiedenen Funden (London, Paris, Frankfurt) nachweisen, als auch bei Statuen (z.B. Straßburger Münster oder Mageburger Dom). Sehr häufig sind außerdem einfache D-Schnallen.

Fast alle erhaltenen Gürtel bzw. Gürtelfragmente sind aus Leder, es gab allerdings auch gewebte Gürtel, welche natürlich wesentlich aufwendiger herzustellen sind als einfache Lederriemen.

Neben Beschlägen konnten Gürtel auch noch mit sogenannten Punzierungen versehen werden. Das bedeutet, dass in das Leder mit einer Art „Metallstempel“ – einer sogenannten Punze – ein Muster eingeprägt wird. Dies ist im 13. Jahrhundert aber noch recht selten. Außerdem gibt es einige Funde von bestickten Gürteln. Hierfür wurde Seidengarn verwendet.

Die Riemenstärke von Ledergürteln ist meist recht dünn, selten sind die Riemen dicker als 2,5-3mm. Einige Gürtel haben sogar nur Stärken von 1mm.

Mehr zum Thema gefärbte Ledergürtel.

Anleitung zum herstellen eines hochmittelalterlichen Gürtels.

Fürspan und Schließen

 

 

 

Der Fürspan war DAS Accessoire im 13. Jahrhundert. Man sieht ihn immens häufig auf Abbildungen und auch im Fundgut ist er recht häufig anzutreffen. Originale finden sich zum Beispiel hier: https://www.pinterest.de/pin/290622982196560843/

Die Formen und Ausführungen sind ganz unterschiedlich; es gibt sie aus von Messing bis Silber, von einfach und schmucklos, bis hin zu aufwendig und emailliert.

Hier seht ihr drei ganz unterschiedliche Repliken:
1. Ein Fürspan aus Messing mit Emaille-Dekor nach der Abbildung der Figur der Synagoge am Bamberger Dom, ca Mitte 13. Jahrhundert
2. Eine Rautenfibel aus vergoldeter Bronze, wie sie auf vielen Abbildungen wie zum Beispiel beim Bamberger Reiter und auch im Fundgut häufig zu finden ist.
3. Einfacher Vierpass-Fürspan aus Bronze. Diese Form findet sich ebenfalls auf zahlreichen Bildquellen (z.B. an der Frauenkirche in Kopenhagen) und im Fundgut.

Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Beispiele.

Der Fürspan wurde dazu genutzt, um das hochmittelalterliche Kleid, welches vorne oft geschlitzt war zu verschließen. Der Schlitz wurde gemacht, damit der Kopf durch den Halsausschnitt passt. Obwohl es im 13. Jahrhundert bereits die aufkommende Knopfmode gab, wurde diese Form des Verschlusses noch sehr gerne und häufig genutzt. Erst im Laufe des 14. Jahrhunderts wird die Knopfmode primär genutzt als Kleidungsverschluss.

Neben der Funktion als Kleidungsverschluss gibt es auch Fürspäne, die einfach wie eine Brosche vorne auf der Brust getragen werden und keine schließende Funktion haben. Dann sitzen sie nicht oben am Hals, sondern etwas weiter unten und sind in den Darstellungen meist recht groß.

Schuhe

 

 

 

Schuhformen gibt es viele. So viele, dass wir nicht auf alle im Einzelnen eingehen können, das würde das Format eines Facebook Posts einfach sprengen. 🙂 Doch eines haben alle Schuhe des 13. Jahrhunderts und auch des Mittelalters gemeinsam: Sie sind wendegenäht.

Das heißt, die Schuhe werden – ähnlich wie ein Kleidungsstück – auf Links zusammengenäht und dann gewendet. Aus diesem Grund haben sie recht dünne Sohlen und müssen aus relativ flexiblem Leder gefertigt werden, da man sie sonst nach dem Nähen nicht umstülpen könnte. Häufig verwendetes Material dafür waren Rind-, Ziegen- oder Schafleder.

Anders als häufig behauptet waren Schuhe aber wohl kein Luxusgut, das nur den Reichen zustand. Häufig waren mehrere (!) Paare Schuhe im Jahr ein Bestandteil der Bezahlung von Angestellten. Dies allerdings nicht etwa, weil der mittelalterliche Mensch dazu neigte, sich eine Schuhsammlung anzulegen, sondern einfach aus dem Grund, dass sie nach wenigen Monaten verschlissen waren. Dennoch wurden verschlissene Schuhe nicht sofort weggeworfen, häufig wurden sie vom Flickschuster geflickt oder vom sogenannten Altmacher weiter- bzw. wiederverwertet.

Bei uns Darstellern halten die Schuhe in der Regel aber länger. 😉 Da wir sie natürlich nicht jeden Tag tragen und zudem vielleicht auch intensiver pflegen, halten sie bei den meisten sogar mehrere Jahre.

Glücklicherweise ist uns recht viel über Schuhe bzw. Schuhtypen bekannt, da es eine große Anzahl von Funden gibt. Allein im Fundkomplex von Dordrecht wurden über 10.000 Schuhe bzw. Schuhfragmente gefunden, die uns ein Aufschlussreiches Bild über die Schuhmode im Mittelalter vermitteln. Weiter gab es Schuhfunde in London, Schleswig, Konstanz, Bayreuth und vielen weiteren Orten.

Viele Neueinsteiger haben Sorge, dass Wendeschuhe nicht sicher sind, da man in ihnen (angeblich) schnell ausrutscht. Unserer Erfahrung nach sind Wendeschuhe in etwa so rutschig wie die nackten Füße. Durch die recht dünne Sohle hat man fast ein Gefühl wie beim Barfuss gehen und kann dadurch den Untergrund besser einschätzen als mit dicken modernen Sohlen. Wir sind damit noch nie ausgerutscht oder hingefallen, weder auf feuchter Wiese noch auf nassem Holz.
Die dünnen Sohlen haben natürlich den Nachteil, dass man jedes kleine Steinchen spürt und sie zudem nicht gut gegen Kälte isolieren. Dagegen kann man sich aber Abhilfe schaffen, indem man die Schuhe mit Stroh oder Heu „füttert“ oder hölzerne Trippen (keine Holzklompen!) als Unterschuhe trägt.

Zum Abschluss noch ein paar Informationen zu den gezeigten Schuhen:

1. Seitlich geschnürte Halbschuhe aus Rindsleder – solche Schuhe finden sich in zahlreichen Fundkomplexen (z.B. Schleswig, London) im ganzen Hochmittelalter.
2. Halbschuhe mit Riemchen aus Hirschleder – auch dieser Schuhtyp findet sich in zahlreichen Fundkomplexen, so wie auf vielen Abbildungen. Hirschleder kommt bei Schuhfunden eher selten vor, ist aber besonders weich und angenehm zu tragen.
3. Stiefel aus Rindsleder nach einem Fund aus London
4. Halbhohe Schuhe mit Knöpfriegelverschluss aus Ziegenleder. Diese Schuhe sind nach einem Fund aus Konstanz. Der Knöpfriegelverschluss ist recht modern für das 13. Jahrhundert.

Schmuck

 

 

Ketten, Ohrringe, Armbänder – Schmuck, der heute ganz selbstverständlich für uns ist. Aber wie sah er im 13. Jahrhundert aus? Die Antwort ist: Es gab ihn gar nicht. 😱

Aber das heißt natürlich nicht, dass die Frau von Modebewusstsein im 13. Jahrhundert völlig schmucklos gehen musste. Es ist nur so, dass damals anderer Schmuck im Trend lag als eben heute. 😉

Das einzige „klassische“ Schmuckstück, dass das 13. Jahrhundert und die heutige Zeit gemein haben ist der Ring. Ringe gibt es in verschiedenen Formen und aus verschiedenen Materialien. Unserer ist aus Gelbgold und nach einer einfachen Vorlage aus dem Londoner Fundkomplex.

Außerdem gab es den Fürspan, den wir euch bereits in dem Post am Mittwoch vorgestellt haben.

Ein weiteres mögliches „Schmuckstück“ ist ein Schapel. Dies sind eine Art Stirnreife oder Kronen, die man häufig auf Abbildungen sieht. Leider gibt es von Schapel keine Funde, es wurde lediglich ein Fragment aus Leder auf der Runneburg gefunden, welches als Schapel gedeutet wurde. Auf dem Bild seht ihr eine Interpretation von uns, die nach einer Abbildung an der Kathedrale in Straßburg gefertigt wurde. Sie ist aus Messing und hat Zierelemente aus Messingblech. Denkbar sind aber auch Schapel aus Silber oder einem anderen Edelmetall, gewebten und bestickten Band, oder wie oben schon angedeutet aus Leder und alle Varianten könnten auch noch mit Edelsteinen verziert sein. Schapel sieht man of bei jungen Frauen, in aufwendigerer Kronenform beim Adeligen.

Weiterhin gibt es noch Nadeln, häufig auch als Gebendenadeln bezeichnet, mit welchen man vorrangig die Schleier am Kopf oder Kleid feststecken konnte. Die hier gezeigten sind ebenfalls aus Messing. Verzierungen an den „Köpfchen“ sind ebenfalls möglich. In London wurden Nadeln mit Korallenköpfchen aus dem späten 13. Jahrhundert bzw. frühen 14. Jahrhundert gefunden. Unsere Variante hat Perlenköpfchen. Auch weitere Verzierungen bzw. unterschiedliche Formen der Nadelköpfchen sind möglich. Es ist natürlich nicht abschließend zu klären, ob die Nadeln wirklich zur Befestigung von Schleiern eingesetzt wurde, Abbildungen zeigen aber deutlich, dass Schleier mit Nadeln festgesteckt wurden, von daher ist es naheliegend, davon auszugehen, dass auch diese Nadeln bei der Kleidung ihren Einsatz fanden.

Dies ist nur eine Auswahl an möglichen „Schmuckstücken“ die für eine Darstellung im 13. Jahrhundert möglich sind.

Vielleicht fragt sich der ein oder andere jetzt noch, warum es denn keine Ohrringe oder Ketten oder Armbänder gegeben haben soll. Die Antwort ist recht einfach: Aufgrund der Mode waren diese Schmuckstücke nicht passen bzw. wären nicht sichtbar gewesen.

Im 13. Jahrhundert ist das Haupt meistens bedeckt. Bei Schleier oder Gebende wären Ohrringe nicht sichtbar und/oder sehr störend.
Ketten würden ebenfalls unter Rise oder Halsausschnitt verschwinden, oder würden sich mit dem Kleidungsverschluss (Fürspan, Knöpfe) „beißen“. Armreifen würden nicht unter die engen Ärmel passen und wenn sie weiter sind die schmal zulaufende Form des Armes stören oder wiederum nicht zu den geknöpften Ärmeln passen.

Im 13. Jahrhundert war also einfach anderer Schmuck in Mode als heute, nämlich Schmuck der zu der damaligen Mode passte.

Literatur zum Thema:

  • Ausgrabungen in Schleswig, Mittelalterliche Lederfunde aus Schleswig – Futterale, Riemen, Taschen und andere Objekte, Christiane Schnack, Wacholtz Verlag, 1998
  • Dress Accessories: Medieval Finds from Excavations in London, Geoff Egan, Boydell Press, 2013
  • Reliquientranslation und Heiligenverehrung: Symposion zum 850jährigen Anniversarium der Dreikönigstranslation 1164 – Heinz Finger, Köln 2015
  • Kleidung im Mittelalter. Katrin Kania, Böhlau Verlag, 2010Gürtel des hohen und späten Mittelalters, Ilse Fingerlin, Deutscher Kunstverlag, 197