Alles Cappa oder was? Umhänge & Wetterschutz für Frauen

Ein Mantel für die Frau

Der Herbst naht und die Temperaturen sinken – und für uns stehen noch ein paar Belebungen an. Zeit sich mal Gedanken über warme Bekleidung zu machen. Unser erster Impuls: Eine Cappa muss her. Warum wir uns allerdings dagegen entschieden haben und was es für Alternativen dazu gibt, könnt ihr heute in unserem Blogpost lesen.

Die Cappa ist ein viel geliebtes und praktisches Kleidungsstück des 13. Jahrhunderts. Es ist ein einfacher Mantel, der wie ein Poncho übergeworfen wird. So wärmt er gut, ist aber dennoch praktisch und man hat die Hände frei. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen: Mal länger, mal kürzer, mal mit Kapuze mal ohne. Schauen wir uns ein paar Abbildungen an:

Cappas des 13. Jahrhunderts

Soweit so gut. Aber was fällt uns hier auf? Richtig, die Abbildungen zeigen nur Männer. Da wir ja aufmerksam recherchieren haben wir dann mal nach Abbildungen von Frauen im 13. Jahrhundert mit Cappas gesucht. Gefunden haben wir bisher genau zwei, wobei beide Statuen Maria in einer Verkündigungsszene darstellen:

Verkündungsszene an der Kathedrale von Reims

Verkündungsszene am Magdeburger Dom

Die Cappa zählt in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht mehr unbedingt zu den am häufigsten anzutreffenden Überbekleidungen. Wesentlich häufiger sehen wir zum Beispiel den Gardecorps (bei Frauen in Deutschland erst ab den 1310ern nachweisbar), klassische Umhänge, Tasselmäntel oder einfach nur „Decken“ oder „Tücher“ die umgelegt werden.

Doch welche Art von Oberbekleidung können Frauen nun überhaupt tragen?

Da wir hier hauptsächlich über Umhänge/Mäntel als Wetterschutz sprechen wollen, lassen wir den Tasselmantel außen vor, da dieser zu den repräsentativen Kleidungsstücken zählt und weniger dem Wetter- oder Kälteschutz dient.

Bei der Farbwahl meiner Rekonstruktion habe ich lange überlegt, denn ich bin wenig entschlussfreudig, wenn es darum geht, sich für nur eine Farbe zu entscheiden. Nachdem ich mich nochmal kopfüber in den Quellen vertieft hatte, fiel mir auf, dass eine Kombination in Bildquellen überraschend häufig erscheint, die in der Szene jedoch so gut wie nicht als Rekonstruktion zu finden ist: Grauer oder Brauner Stoff, gefüttert mit bunten Farben oder auch Feh! (Denn „billige“ Farben müssen unbedingt mit „billigen“ Farben und „teure“ Farben mit „teuren“ Farben gefüttert werden, richtig? FALSCH!)

Eine kleine Sammlung meiner Erkenntnisse findet ihr auf meinem Pinterestbord:

https://www.pinterest.de/kattaranare/13th-century-grey-clothes/

Mein erster Impuls in dieser Farbfrage war der, dass ich vermutete, das Grau könnte auch blaue Farbe darstellen sollen. Auf einigen der Bilder sehen wir jedoch beide Farben: Blau und Grau.
Mit Feh gefütterter grauer Überwurf auf der linken Seite, rot-blauer Überwurf auf der rechten Seite (1290er)

Graue und blaue Überwürfe (1270er)

Grauer Kittel mit blauen Beinlingen (1290er) 

Zudem werden graue(„grae Tuch“) und blaue Tücher („blauwe Tuch“) in den erhaltenen Quellen zu den Kölner und Aachener Tuchfärbern getrennt aufgeführt.
Vgl. u.a. Zunftbuch der Aachener Tuchfärber von 1387 (HS 757 und S I 45 im Aachener Stadtarchiv)

Hier also der fertige Überwurf mit grau-brauner Wolle und blauem Futter in unterschiedlichen Tragweisen:

Version 1: Einfacher Überwurf

Umhang002

Weltchronik des Rudolf von Ems (um 1300)
Maria an der Mauritiusrotunde (um 1300)
Die freien Künste am Freiburger Münster (um 1300)

Version 2: Überwurf über dem Kopf

Umhang003

Weltchronik des Rudolf von Ems (um 1300)
Elisabeth der Mauritiusrotunde (um 1300)

Version 3: Einseitig übergeworfen

Umhang004

Weltchronik des Rudolf von Ems (um 1300)
Illuminierte Bibel (13. Jahrhundert)

Version 4: Die „Fake-Cappa“

Umhang005

Umhang006

Saint Jacques le Majeur et madame Marie (1280er)
Kluge Jungfrau am Straßburger Münster (um 1300) (ist auf den Bild schwierig zu erkennen, doch die rechte Figur trägt einen Überwurf, der von der linken Schulter über den Kopf auf die rechte Schulter und wieder nach vorne gelegt ist)

 

 

Titelbild: Weltchronik des Rudolf von Ems in der Kantonsbliothek in St. Gallen, Fol. 32 v.