***English version below***
Da in der Vergangenheit öfters danach gefragt wurde, zeigen wir heute einmal unser Ensemble für eine einfache Arbeitern.
*Dieser Beitrag enthält unbezahlte & unverbindliche Werbung*
Das Kleid hat Schlupfärmel, aus welchen man zum Arbeiten hinausschlüpfen kann. Diese werden dann hinterm Rücken verknotet oder in den Gürtel gesteckt. Auf diesem Bild sind die Ärmel aber „angezogen“. Vorne wurden sie mit einer Nadel festgesteckt, damit sie nicht aufstehen oder verrutschen und das Unterkleid zeigen. Der Stoff des Kleides ist aus naturbraunem, leicht gewalkten Wollköper.
Beispiele für Schlupfärmelkleider als Arbeitskleid:
Goslarer Evangeliar
Straßburger Münster
Maria Magdalena, Straßburger Münster
Macieowski Bibel (Frankreich)
Bible Moralisé (Frankreich)
Weitere Schlupfärmelkleider (z.B. als modisches Statement oder Überkleid)
Grammatik & Dialektik am Freiburger Münster
Fürst Welt, Straßburger Münster
Magdeburger Kathedrale
Cantigas de Santa Maria de Alfonso (Spanien)
Der Schleier und das Kinntuch sind aus leichtem Wollköper. Der Zuschnitt des Schleier ist halbrund.
Beispiele für Schleier und Rise:
Gertrudis von Altenberg
St Katharina, Marbuger Kathedrale
Codex Manesse
Macieowsky Bibel
St. Gertrudis
Der Gürtel ist ein naturfarbener Riemen aus Rindsleder mit einfacher Schnalle und unverzierten Gürtelblechen. Beschläge hat er keine.
Die Schuhe sind aus braunem Rindsleder, sind halbhoch und haben einen seitlichen Schnürverschluss. Dieser Schuhtyp ist wohl einer der am meisten verbreiteten Schuhmodelle.
Beispiel:
Was man hier im Bild nicht sieht: Ein einfaches Unterkleid, etwa wadenlang aus Leinen und ein paar genähte Strümpfe aus Wolle.
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We’ve been asked frequently about the outfit for a simple workwoman, so here’s out interpretation.
The dress is made of natural brown wool an has „slip sleeves“ which means one can slip the arms out of the sleeve if necessary. Here the arms are in the sleeves and they are hold in place by a pin, preventing the undergarments from peeking out.
Examples as working dresses:
Goslarer Evangeliar
Straßburger Münster
Maria Magdalena, Straßburger Münster
Macieowski Bibel (France)
Bible Moralisé (France)
Further examples (Fashionable Garments/Surcottes)
Grammatik & Dialektik am Freiburger Münster
Fürst Welt, Straßburger Münster
Magdeburger Kathedrale
Cantigas de Santa Maria de Alfonso (Spain)
Veil and wimple are made of fine wool. The veil is a half circle.
Examples:
Gertrudis von Altenberg
St Katharina, Marbuger Kathedrale
Codex Manesse
Macieowsky Bibel
St. Gertrudis
The belt is made of natural coloured cowskin. The buckle and tins are simple and without decoration.
The shoe are made of brown cow leather and have a simple lacing at the inner sides. It’s one of the most popular shoe types.
Example:
What you can’t see: A simple underdress made of linen and sewn stockings made of wool.
Wunderschöne Ausstattung und toller Artikel.
Ich kann mich ja für eine gut gemachte ArbeiterInnen-Garderobe genauso begeistern wie für ne Bling-Bling Adelsdarstellung 😉 ( Und Ich lieebe Schlupfärmelkleider! )
Darf ich mal fragen, wo eure Lösung mit der Nadel vorne her ist? Ich kenne nämlich beispielsweise gerade aus der KFB (Frankreich, ich weiß) viele Abbildungen, auf denen man gerade die charakteristische linsenförmige Öffnung sieht, durch die das Unterkleid durchscheint.
Herzliche Grüße
Gerda Brandenburgunderin/die Handmaid
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Hallo Gerda,
erstmal vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob. 🙂
Die Variante mit den Stecknadeln habe ich aus folgenden Gründen gewählt: Es stimmt, dass man auf vielen Abbildungen in der KFB diese Öffnung sieht, mir ist allerdings aufgefallen, dass es häufig bei Männern der Fall ist und es immer so aussieht, als ob keine Unterkleidung darunter getragen wurde, da die Stoffe immer gefärbt zu sein scheinen. Bei den Frauenkleidern sieht man die Öffnung (nicht nur in der KFB) aber häufiger nicht, bzw wenn dann nur unter dem Arm. Auch tragen die Frauen sehr häufig weiße Kleider darunter (was man ja vor allem sieht, wenn die Ärmel aus dem Kleid gescjlüpft sind), was ja auf Unterkleider schließen lässt. Männer hingegen haben eigentlich weiße Kleider darunter, also vermutlich keine Unterkleidung.
Wir kennen arbeitende Bevölkerung ja auch aus anderen Quellen nur in Unterkleidung, in diesem Kontext scheint es also in Ordnung gewesen zu sein, die Unterkleidung zu zeigen. Da meine Bürgerin auf den oben gezeigten Bildern aber nicht arbeitet, sondern das Kleid eben in der Öffentlichkeit (also vielleicht z.B. beim Einkaufen o.ä., was nun keine schwere Arbeit ist) trägt, habe ich daraus geschlussfolgert, dass es wohl nicht so angesehen gewesen wäre, sein Unterkleid so in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auf anderen Abbildungen, zum Beispiel bei den Figuren am Freiburger Münster, sieht man auch schön, dass vorne bei den Schlupfärmelsurcots kein klaffender Schlitz im Kleid ist. Da sich das Klaffende aber nun nicht vermeiden lässt, zumindest nicht, wenn man eine größere Oberweite hat, (und Abnäher gab es ja anscheinend auch noch nicht) bin ich auf die Lösung mit den Stecknadeln gekommen.
Leider habe ich dafür keine direkten Belege, erste Bildquellen für Kleidung die mit Stecknadeln verschlossen bzw befestigt wird kenne ich aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Daher ist es eine freie Interpretation von mir, mit der man sich (aus meiner Sicht), der Optik der Kleidern auf den Abbildungen noch besser nähert.
Generell ist es ja so, dass der Einsatz von Stecknadeln an Kleidung generell recht schwer zu belegen ist im 13. Jahrhundert, so ja zum Beispiel auch bei Schleiern. Auf den Bildern sieht es ja eigentlich immer so aus, als ob die Schleier einfach so auf dem Kopf lägen. Da aber hier anzunehmen ist, dass sie befestigt wurden, da sie ja sonst alle naselang weggeweht wurden, fand ich es nicht abwegiger, die Stecknadeln auch an anderer, sinnvoller Stelle zu verwenden.
Aber wie gesagt, es ist nur meine Interpretation mit der ich eine Annäherung versuchen will, vielleicht kann man die Problematik auch anders lösen, z.B. indem man das Kleid anders zuschneidet, allerdings weiß ich nicht genau, wie das möglich wäre (ohne Abnäher), dafür reicht mein Schneidergeschick dann vermutlich noch nicht aus.
Liebe Grüße,
Laura
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