Outfit of the day: Stadtbürger

Da die Resonanz zu unserem letzten „Outfit of the day-Beitrag“ sehr gut war, haben wir beschlossen, diese Reihe fortzuführen. Heute stellen wir Euch das Outfit eines mittelständischen Stadtbürgers vor.

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Die hier gezeigte Kleidung zeigt einen Stadtbewohner in seiner Alltagskleidung. Der rote Kittel hat den für diese Zeit typischen Schnitt mit einem knielangen Rock und „Fledermausärmeln“. Die rote Farbe (dieser Stoff in Köperbindung wurde mit Krapp gefärbt) zeugt davon, dass der Bürger eher gut situiert ist, denn die Intensität der Färbung deutet auf teureres Tuch hin. Die Stadt Köln war bereits im 13. Jahrhundert sehr bekannt für ihre vielen auf das Textilhandwerk bezogenen Zünfte, auch wenn sich Färberzünfte erst im 14. Jahrhundert nachweisen lassen. Bis dahin ist anzunehmen, dass Weber, Wollschläger und/oder Spinner selbst färbten.* Rot scheint zu dieser Zeit außerdem sehr beliebt gewesen zu sein, denn in einer Vielzahl der Funde lässt sich roter Farbstoff nachweisen. **

Der gezeigte Kittel hat keinen Schlitz (oft auch als Reitschlitz bezeichnet), welcher meistens bei hart arbeitenden oder reitenden Personen gezeigt wird. Da unser Bürger einem Handwerk in der Stadt nachgeht und vermutlich hauptsächlich drinnen und sitzend oder stehend arbeitet benötigt er keinen Schlitz. Auch ist nicht anzunehmen, dass er öfters reitet oder ein eigenes Pferd besitzt, da er nicht häufig reisen muss.

Beispiele für Kittel/Röcke dieser Art:

Hirte an der Mauritiusrotunde in Konstanz

Abbildung des heiligen Ladislaus (Schweiz)

Soester Nequambuch

Kittel des heiligen Franziskus

Rutland Psalter (England)

Mainzer Evangeliar

Codex Manesse

Die Accessoires des Outfits zeigen aber trotz des nicht ganz günstigen Tuches, dass es sich hier nicht um die Sonntagskleidung handelt. Der Gürtel ist eher einfach gehalten aus naturfarbenen Rindsleder und weist nur leichte Verzierungen an den Beschlägen auf.

 

Der Fürspan ist eine Rautenfibel angelehnt an die des Bamberger Reiters.

Fürspan

Gugel und Hosen sind aus ungefärbtem braunen Wollkörper. Die Gugel ist gerade im 13. Jahrhundert noch eher eine zweckmässige Kopfbedeckung und häufig bei der arbeitenden Bevölkerung zu finden. Hier dient sie aber auch als Wetterschutz, der einen kahlen Kopf bei kühlen Temperaturen vor dem Frieren schützt. 🙂

Gugeln des 13. Jahrhunderts

Hirte an der Mauritiusrotunde, Konstanz

Maciejowski Bibel

Rutland Psalter

Canterbury Calendar

Codex Manesse

Die Schuhe sind ein typisches Modell für das mittlere bis späte 13. und das 14. Jahrhundert und basieren auf einem Fund aus Konstanz***. Sie haben einen seitlichen Knöpfriegelverschluss und sind knöchelhoch, was darauf hindeutet, dass sie auch für alltägliche Besorgungen genutzt werden. Feine, gegebenenfalls halb offene Halbschuhe wären eher die Wahl für den Sonntagsstaat.

 

Literatur

  • * Die Stellung der Frau in der stadtkölnischen Wirtschaft, Margret Wensky, Böhlau, 1980
  • ** Textiles & Clothing (Medieval Finds from Excavations in London), Elisabeth Crowfoot, Boydell Press, 2012
  • *** Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz, Christiane Schnack

4 Gedanken zu “Outfit of the day: Stadtbürger

  1. Victoria schreibt:

    Diese Reihe finde ich echt großartig! Das Mittelalter hat ja doch ein Weilchen gedauert und da ist es echt schwer sich zurecht zu finden, wenn man sonst eher im 16.-19. Jahrhundert unterwegs ist. 😉
    Gäbe es vielleicht, gaaanz eventuell eine Möglichkeit ein Outfit of the day zu „wünschen“?
    Liebe Grüße, Vicky

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    • sororeshistoriae schreibt:

      Hallo Vicky,

      es freut uns sehr wenn es dir gefällt! 🙂 Du darfst dir gerne was wünschen, wenn wir es umsetzen können machen wir das gerne! Aber so viel sei schon mal verraten: Wir haben noch einige Posts dieser Art geplant! 🙂

      Liebe Grüße,
      Laura von Sororeshistoriae

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      • Victoria schreibt:

        Dass noch viel geplant ist freut mich natürlich sehr. 😀 Ist vielleicht zufällig etwas für die Frauenkleidung gegen Ende des Mittelalters dabei? Das würde mich nämlich besondees interessieren 🙂 Falls nicht stört mich das aber auch nicht.
        Hab noch einen schönen Abend. ☺

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      • sororeshistoriae schreibt:

        Hallo Vicky,

        Im Moment fokussieren wir uns auf das 13. Jahrhundert, allerdings ist im Moment ein Outfit für eine Bürgerin im späten 15. Jahrhundert in Planung. Vielleicht schreiben wir da demnächst auch einmal drüber. 🙂 Ansonsten sind noch Posts für die Outfits eines einfachen Handwerkers, eines reichen Bürgers, einer reichen Bürgerib, einer Köchin und einer mittelständischen Bürgerin, alle im ausgehenden 13. Jahrhundert in Planung. Und vielleicht auch noch mehr! 🙂

        Liebe Grüße,
        Laura von Sororeshistoriae

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